Patienten befürworten Gesundheitsakte

Patienten sind durchaus bereit, ihre Gesundheitsdaten an Ärzte und Apotheker weiterzugeben – wenn denn ein klarer Nutzen erkennbar ist.

Zunächst klingt das ja erstaunlich: Allerorten machen sich Menschen Sorgen, ihre Daten könnten in falsche Hände geraten. Aber im Gesundheitsbereich zeigt sich die Mehrheit der Patienten offen für eine Nutzung ihrer Daten durch Heilberufler. Die im April veröffentlichte Umfrage der apoBank „Wieviel Digitalisierung wollen Patienten?“ wurde durch die Online-Umfrage der Rheinischen Post bestätigt.
Die apoBank hatte gemeinsam mit dem Research-Unternehmen Statista 1000 Menschen ab 18 Jahren befragt, ob sie digitale Anwendungen als Patienten nutzen und welche Erwartungen sie an die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung haben. Die Ergebnisse der online-repräsentativen Studie decken sich annähernd mit den Resultaten der RP-Befragung: „Sorge um Datensicherheit scheint für die Mehrheit der Patienten kein Hindernis: 62 Prozent signalisieren eine hohe bis sehr hohe Bereitschaft, ihre Gesundheitsdaten im Rahmen einer elektronischen Gesundheitsakte an Ärzte und Apotheker weiterzugeben“, erklärt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank.
Ihn überraschen die Ergebnisse nicht: „Ärzte und Apotheker sind Menschen, die in unserer Bevölkerung großes Vertrauen genießen. Patienten sehen eher den Nutzen der Datenauswertung. Denn: Wer gesundheitliche Probleme hat, stellt Fragen nach dem Datenschutz hinten an.“
Florian Leppert, Referent Strategie und Projekte bei der apoBank, erkennt eine klare Schlussfolgerung daraus: „Die Zustimmung der Patienten zur Weitergabe der Daten spiegelt den Vertrauensvorschuss gegenüber den Heilberuflern wider.“ Um diesen nicht zu verspielen, müssten nun auf Bundesebene einheitliche Standards und sichere digitale Kommunikationswege entwickelt werden.
Die Digitalisierung führe zu einem Wandel im Verhältnis der Menschen zu den Heilberuflern, erklärt Zehnich:
„Die Rolle des Patienten verändert sich. Die Menschen sammeln eigene Daten, zum Beispiel mit Fitness-Trackern oder Blutdruckmessgeräten. Sie fordern den Nutzen der Digitalisierung, den sie von anderen Lebensbereichen gewohnt sind, auch in der medizinischen Versorgung ein.“ Von den Heilberuflern erwarten die Patienten, dass sie die Daten einordnen und erklären.
Damit ändert sich auch die Funktion der Heilberufler, fügt Leppert hinzu: „Sie müssen ihre Rolle neu definieren und sich als Dienstleister mit Vertrauen verstehen.“ Orientierung geben, erklären, letztlich die Aufgabe des „Lotsen im Gesundheitsmarkt“ übernehmen – das sei die neue Funktion der Heilberufler. Patienten würden sich heute eben selbst informieren, brauchen aber eine Anleitung und Bewertung, wie sie mit den Informationen umgehen sollen.

Jürgen Grosche

Experte

Daniel Zehnich

Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank)

Digitalisierungfördert präventive Ansätze



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